Die Morgenroutine – die erste Stunde des Tages gehört dir!

Die Morgenroutine gilt, gemeinsam mit der Abendroutine, als DAS Produktivitätsgeheimnis erfolgreicher Menschen. Für Barrack Obama, Steve Jobs, Benjamin Franklin, Richard Branson und viele andere “High-Performer” ist oder war die Morgenroutine ein wichtiger Teil ihres Alltags.

Ich war den größten Teil meines Lebens ein bekennendes Murmeltier. Selbst unter der Woche konnte ich mich selten vor acht Uhr aus dem Bett quälen, ganz zu schweigen von den Wochenenden, an denen ich oftmal bis elf, zwölf oder noch später schlief.

Mein Umdenken setzte erst Anfang dieses Jahres ein. Da ich mich täglich mindestens anderthalb Stunden auf Deutschlands Autobahnen bewege, habe ich mir angewöhnt, Podcasts zu hören. Darunter war auch Pat Flynns Smart Passive Income Podcast, in dem Pat zahlreiche, spannende Persönlichkeiten interviewt.

In Episode 140 war Hal Elrod sein Gast. Hal hat eine dramatische Lebensgeschichte hinter sich, die typisch amerikanisch in seiner Erfolgsgeschichte in epischer Breite erzählt wird. Er hat in seinem Leben zwei signifikante Einschnitte, der eine war ein schwerer Autobahnunfall, in dessen Folge ihm die Ärzte mitteilten, dass er wahrscheinlich nie wieder würde gehen können. Aller Prognosen zum Trotz, schaffte er es nicht nur, wieder gehen zu lernen, er lief danach noch einen Ultramarathon. Einige Jahre später, während der Wirtschaftskrise von 2008 verlor er seinen Wohlstand und sein Haus, wurde depressiv und empfand diesen Teil seines Lebens noch schlimmer als seinen Unfall. Nach eigenen Aussagen rettete ihn seine Morgenroutine vor dem vollständigen Niedergang.

Ein Satz ist mir aus diesem Interview haften geblieben. Sinngemäß sagte er: “Wenn du morgens aufstehst, um zuerst etwas für dich zu tun, bevor du für dem Rest der Welt zur Verfügung stehst – das ist doch eine gute Motivation, den eigenen Tag mit Schwung zu beginnen”. Vielleicht hat er es nicht genau so gesagt, aber diese Botschaft hat sich bei mir festgesetzt.

Sobald wir morgens unser Haus verlassen, stehen wir den ganzen Tag anderen Menschen zur Verfügung. Es ergibt völlig Sinn, sich zuallererst um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, bevor wir unsere Energie in den Dienst anderer Menschen stellen.

Um mehr darüber zu erfahren, kaufte ich mir Hals Buch The Miracle Morning*, dessen Inhalt ich euch in diesem Artikel kurz vorstellen möchte.

The Miracle Morning – die Morgenroutine mit System

The Miracle Morning ist ein systematischer Ansatz an die klassische Morgenroutine. Hal schlägt in seinem Buch sechs unterschiedliche Tätigkeiten vor, um an dir zu arbeiten. Diese sogenannten Life-S.A.V.E.R.S sind:

Stille

Affirmation

Visualisierung

Exercise (Sport)

Reading (Lesen)

Schreiben

(Falls dir übrigens ein deutsches Akronym dafür einfällt, schreib es mir bitte in die Kommentare – mir ist leider keines eingefallen)

Für jede dieser Aufgaben solltest du 10 Minuten einplanen, was insgesamt eine Stunde ergibt, die du früher aufstehen solltest. Ich gehe im Folgenden auf die einzelnen Punkte im Detail ein und wie ich damit umgehe.

Stille

Wir leben in einer sehr hektischen Welt. Elektrische Geräte heischen ständig um unsere Aufmerksamkeit und das Grundrauschen an Informationen würde wahrscheinlich ausreichen, einen Menschen aus der Renaissance binnen kürzester Zeit in den Wahnsinn zu treiben.

Wahrscheinlich läuft auch dein Morgen hektisch ab: Du stehst kurz vor knapp auf, springst unter die Dusche, schüttest dir vielleicht noch schnell einen brühheißen Kaffee die Kehle hinunter, bevor du dein Zeug zusammensammelst und zur Arbeit eilst.

Nimm dir jeden Morgen ein bisschen Zeit, zur Ruhe zu kommen. Reserviere dir 10 Minuten zu Beginn des Tages, in denen du dich der inneren Einkehr widmest. Du kannst über dein Leben reflektieren, beten, meditieren oder dir einfach nur die Zeit für einige tiefe Atemzüge nehmen. Wichtig ist, dass du dich dabei entspannen kannst und den Blick weg von der Hektik deines Tages lenkst.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir übrigens dazu raten, dies nicht als erste Aktivität anzugehen. Während ich in der ersten Zeit noch brav auf einem Stuhl saß und meditierte, wurde später die Couch daraus. Kurz darauf lag ich dann schon auf der Couch. Wenig später entschied ich mich, die Meditation im Bett auszuführen. Und als ich dann durch die Stimme der geführten Meditation geweckt wurde, als diese zu Ende war, wusste ich: Meditation funktioniert für mich nicht als Start in den Tag.

Ich verwende weiterhin, wie in meinem Smartphone-Artikel geschrieben, die App Headspace für meine Meditation, die ich, heute allerdings etwas später, am Küchentisch sitzend ausführe.

Die Jungs drüben bei Primal State haben eine tolle Anleitung zum Thema geschrieben. Schau einfach mal rein: https://www.primal-state.de/meditation-lernen/

Affirmation

Affirmationen dienen der “Programmierung” des Unterbewussten. Hal berichtet unter anderem von Muhammad Ali, der sich seine Affirmation “Ich bin der Größte” jeden Morgen vor dem Spiegel vorsagte. Hal erzählt auch, wie Affirmationen sein Leben verändert haben und auch, wie du dir eigene Affirmationen anlegen kannst.

Doch was macht Affirmationen so mächtig? Sie verändern dein Weltbild und die Art, wie du dich selbst wahrnimmst. Nicht mehr und nicht weniger. Die heutige Erziehung impft uns zahlreiche Glaubenssätze ein, die unser Leben als Erwachsener bestimmen. Kinder, die von ihren Eltern regelmäßig als dumm bezeichnet werden, verhalten sich eher dumm, als Kinder, deren kluges Verhalten gelobt wird. Wagemutige Kinder stammen eher aus Elternhäusern, die ihre Kinder Risiken eingehen lassen, als aus solchen, die ihre Kinder überbehüten.

Eine Affirmation ist nichts anderes als die Anlage und Verankerung neuer Glaubenssätze, die dich im Leben weiterbringen sollen.

Mit Affirmationen habe ich mich sehr schwergetan. Ich wusste nicht, wo ich beginnen sollte und habe blind eine Affirmation übernommen. Die Lektion, die ich dabei gelernt habe, ist: Fremde Affirmationen funktionieren nur bedingt. Einen neuen Glaubenssatz zu etablieren, funktioniert dann am Besten, wenn du ihn in eigenen Worten selbst erarbeitet hast. Ich persönlich sehe mir meine Ziele an und leite daraus Affirmationen ab.

Ein Beispiel: Mein Ziel könnte es sein, bis zum Ende des Jahres auf einen bestimmten Körperfettanteil zu kommen. Meine Affirmation dazu könnte also sein: “Ich trainiere täglich, um meinen Körperfettanteil zum 31.12. auf 20 Prozent oder geringer zu reduzieren.”

Mir ist dabei wichtig, eine konkrete Handlung mit in meine Affirmation aufzunehmen. Dadurch habe ich direkt eine Handlungsaufforderung, an der ich mich selbst messen kann. Wichtig dabei ist: verwende keine negativen Begrifflichkeiten. Jack Canfield sagt dazu in seinem Interview bei School of Greatness (wieder sinngemäß): “Wenn du den festen Glauben hast, nicht genug zu haben, verstärkst du nur das Gefühl, dass du nicht genug hast. Sage stattdessen, dass du zufrieden bist mit dem, was du hast – das wird deinen Wohlstand mehren.”

Visualisierung

Die Visualisierung dient dazu, deinem idealen Leben Gestalt zu verleihen. Stelle dir dein Leben vor, wie du es dir wünscht. Sportler tun dies zum Beispiel, um sich komplexe Handlungsabläufe oder Strecken durch den Kopf gehen zu lassen. Beispiele aus dem Buch sind Oprah Winfrey, Tiger Woods oder Will Smith, die Visualisierungstechniken in ihren Bereichen verwenden.

Wichtig dabei ist, nicht nur den Prozess, sondern auch das Endergebnis zu visualisieren. Ein Schreiner könnte sich zum Beispiel vorstellen, wie er in seiner Werkstatt steht und den schönsten Schreibtisch seiner bisherigen Karriere fertigt. Anschließend sollte er sich aber auch das fertige Produkt vor Augen führen, zum Beispiel, wie er den fertigen Schreibtisch ein letztes Mal poliert, bevor er ihn an seinen Kunden ausliefert. Damit knüpft er eine Verbindung zwischen der Tätigkeit und dem Endprodukt.

Die Visualisierung ist ein Thema, an dass ich mich bislang kaum herangetraut habe. Ich arbeite viel mit Symbolen, die für mich bestimmte Bedeutungen haben. Zum Beispiel steht der schwarze Gürtel für mich für konsequentes Training auf dem Weg zum Großmeister.

Exercise (Sport)

Auch ein wenig Sport sollte Teil deiner Morgenroutine sein. Hal schwört auf Yoga und schiebt einen Werbeblock für seinen Yogalehrer ein. Insgesamt hilft die Aktivität am Morgen aber, den Kreislauf in Schwung zu bringen. Es geht dabei nicht um hartes Training, es reicht aus, den Körper in Wallung zu bringen. Geeignet sind zum Beispiel der Sonnengruß aus dem Yoga oder einfache Körpergewichtsübungen bzw. leichte Aerobik.

Dieser Teil geht in meiner Morgenroutine beinahe eine Stunde. Nach dem Aufwärmen gehe ich entweder noch laufen oder mache ein Convict Conditioning* Workout, bevor ich mich dehne.

Reading (Lesen)

In diesen 10 Minuten trainiert man anstatt des Körpers noch das Gehirn mit etwas Fachliteratur. Widme also diese Zeit deiner Weiterbildung. Lese über Themen, die dich interessieren oder die dich beruflich weiterbringen. Hal legt noch eine kleine Liste empfehlenswerter Literatur bei, die für dich als Startpunkt fungieren soll.

Ich persönlich lese sehr gerne mit einem Textmarker in der Hand. So kann ich mir wichtige Textpassagen direkt anstreichen und sie fallen mir bei einem weiteren Durchlesen direkt ins Auge. Für diese Erkenntnis musste ich aber auch erst dreißig werden. Es ist beachtlich, wie sehr du deinen Horizont erweiterst, wenn du nur konsequent jeden Tag einige Minuten mit Lesen zubringst.

Schreiben

Hal meint mit “Schreiben” vor allem “Tagebuch führen”. Er beschreibt, wie er selbst mit dem Führen eines Tagebuches begonnen hat und wie es ihm ermöglichte, im darauffolgenden Jahr noch einmal über das erlebte Nachzudenken. Er gibt Tipps, was er in seinem Tagebuch festhält und wie man das Tagebuch für seine persönliche Entwicklung benutzt.

Ich persönlich konnte mit einem Tagebuch noch nie wirklich viel anfangen. Ich habe es mehrere Male benutzt (und beim Schreiben dieses Artikels bekomme ich tatsächlich wieder Lust darauf), aber ich nutze meine “Schreibzeit” entweder für Freewriting oder ich arbeite direkt an einem Blogbeitrag.

Fazit

Das waren die von Hal vorgeschlagenen sechs Tätigkeiten, die zusammen das Morgenwunder ergeben sollen. Er schlägt auch noch eine knappe 6-Minuten-Variante vor, die gestresste Menschen durchführen können, um zumindest im Ansatz in den Genuss der Vorzüge zu kommen.

Insgesamt finde ich das Konzept sehr gut und bin beeindruckt, wie sehr es mich weitergebracht hat. Während ich noch Anfang des Jahres selten vor 1 Uhr im Bett war, um mich am nächsten Tag müde und erschöpft zur Arbeit zu schleppen, stehe ich heute um 05:30 Uhr auf und widme mich zunächst meiner Morgenroutine. Wenn ich dann im Geschäft erscheine, fühle ich mich wacher und leistungsbereiter als je zuvor. Ich spüre, wieviel mehr Energie ich habe. Besonders fällt mir das auf, wenn ich mal an einem Tag länger wach bleibe und am nächsten Morgen entsprechend ausschlafe. Das quittiert mein Körper mit einem ganzen Tag, an dem ich nur noch erschöpft herumhänge und kaum etwas geleistet bekomme.

Leider geht das Buch nur wenig auf die unterschiedlichen Lebenssituationen ein. Hier bist du auf deine eigene Kreativität angewiesen. Insgesamt kann ich dieses Buch aber englisch verstehenden Lesern uneingeschränkt empfehlen.

Konnte ich dein Interesse wecken, eine Morgenroutine selbst einmal auszuprobieren? Hast du bereits ein Morgenritual? Wie sieht es aus? Was funktioniert gut für dich und was nicht?

Wenn du mit dem Gedanken spielst, mit einer Morgenroutine zu beginnen, dann hinterlass mir einen kurzen Kommentar. Durch eine öffentliche Verpflichtung verdoppelst du bereits die Chance, dass du das Projekt auch wirklich angehst. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

3 Comments

  1. Ute said:

    Lieber Marck,

    Danke Dir für Deinen Artikel. Ich haben einen kleinen Einwand. Mir sind Ratgeber, die die Individualität und Vielfalt der Menschen aufheben ehrlich gesagt immer etwas suspekt 😉

    Ich denke, dass unsere Aufgabe darin besteht, unseren eigenen Weg zu finden und nicht nach dem richtigen Weg zu suchen oder in die ausgetretenen Pfade anderer Menschen zu treten.

    Jeder Mensch ist einzigartig und demnach auch in seinen Bedürfnissen und Ritualen unterschiedlich. Will ich also mit meinem Rat, Menschen dazu bringen produktiver zu sein oder will ich den Menschen als vielfältiges Individuum wahrnehmen,das seinen eigenen Rythmus und seine eigenen Rituale hat? Bin ich in der Lage, Menschen in Ihrer ganz eigenen Art zu respektieren oder versuche ich sie gleich zu machen?

    Mir hat hier immer ein sehr weiser Satz geholfen, die Andersartigkeit von Menschen zu respektieren:

    „Wir sind alle andersartig und gleichwertig“

    Es gilt also, dieser Gleichwertigkeit besondere Achtsamkeit und Aufmerksamkeit zu schenken und dabei die Andersartigkeit zu respektieren. Dann braucht es weder Akronyme, noch Formeln.

    Ich wünsche Dir eine eindrucksvolle Woche, Ute

    9. November 2015
    Reply
    • Marc said:

      Liebe Ute,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gebe dir vollkommen recht, dass jede Persönlichkeit ihren eigenen Entfaltungsraum braucht. Ich persönlich bin ein „Anleitungs-Mensch“. Meine Freundin rollt schon mit den Augen wenn ich koche, denn das erste Mal, wenn ich ein neues Rezept ausprobiere, koche ich das wortwörtlich nach Rezept.

      Die weitere Male, wenn ich ein Gefühl dafür bekommen habe, löse ich mich mehr und mehr davon.
      Für mich ist das beim Morning Miracle dasselbe. Die ersten Wochen habe ich es wie vom Autor vorgeschlagen ausgeführt und mich mit der Zeit auch davon weg entwickelt, hin zu einem Stil, der mir mehr liegt.

      Ich finde, dass jede der vorgeschlagenen Handlungen einen tieferen Sinn hat, aber wenn du oder andere Leser entscheiden, die Morgenroutine anders aufzubauen, dann ist das vollkommen in Ordnung. Der Artikel soll eine Inspiration dafür sein, die eigenen Gewohnheiten zu überdenken und dazu einladen, Gewohnheiten aufzubauen, die aktiv zum eigenen Wohlbefinden beitragen.

      Viele Grüße

      Marc

      9. November 2015
      Reply

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